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      Die Wechelbutt vom "Schwarzen Busch." (Nach J. Wettengel)

       Jenseits der Kaadenerstraße sieht man noch jetzt verraste Steinhaufen und Halden, welche angeblich aus jener Zeit stammen, wo in unserer Gegend der Bergbau in Blüte stand. bei einer solchen Halde stand noch in den 80er Jahren des vorigen (19.) Jahrhunderts ein mächtiger Baum, der als Überrest eines "Schwarzen Busches" galt. Daselbst soll zu Beginn des 17. Jahrhunderts Salomon Schindler von Hohenwald, kaiserlicher Rat aus Joachimstal, die "Schwarze Busch-Zeche" angelegt haben, von der folgende Sage geht:
       Der Betriebsleiter dieser Zeche war Kaspar Ullrich, ein gewissenloser, habgieriger Mensch, der seine Untergebenen herzlos behandelte, ja selbst davor nicht zrückschreckte, ihren Lohn zu kürzen, um sich bereichern zu können. Seinen besonderen Haß hatte sich sein Nachbar, der Schuhflicker Gottlieb Kuhl, zugezogen. Er brachte die gottefürchtige Familie in große Not, als er seinen Bergknappen verbot, bei ihm arbeiten zu lassen. Sooft des Schuhflickers Weib zur Kapelle ging, verhöhnte sie Ullrichs Tochter mit den Worten: "Jetz kommt's Betwabrla." Der Pfarrer zu Preßnitz, dem die arme Frau öfter ihr Leid klagte, tröstete Sie mit den Worten: "Laßt sie nur schelten, Gottes Strafgericht wird nicht ausbleiben,"
       Einst war wieder das Fest Peter und Paul gekommen. Alt und Jung ging zur Kirche. Nur Ullrich und seine Tochter zogen es vor, statt Gottes Wort zu hören, einen Spaziergang zur Zeche zu machen. Während des Gottesdienstes war ein mächtiges Gewitter aufgezogen und Blitz folgte auf Blitz. Die Kirchenbesucher eilten nach Beendigung ihrer Andacht rasch nach Hause; auch Ullrich schritt mit seiner Tochter dem Hause zu.
       Plötzlich fuhr ein greller Blitzstrahl hernieder, welcher sein Haus zündete. Wie ein Wahnsinniger stürtzte Ullrich mit dem Rufe "Mein Geld, mein Weib!" in das brennende Gebäude, während seine Tochter lärmend und schreiend herumrannte. Ullrich und sein Weib konnten aber nur als verkohlte Leichen geborgen werden. Überall aber hieß es. "Das ist Gottes Strafgericht!" Für Johanna, dem eins so stolzen Mädchen kam eine schwere Zeit: Gaben heischend mußte sie von Haus zu Haus ziehen. Jahr vergingen indes, ohne daß sich im Dorfe viel änderte. Nur der Erzreichtum der "Schwarzen Busch-Zeche" hatte nachgelassen, sodaß die Bergknappen gezwungen waren, fortzuwandern. Im verlassenen Zechenhause schlug nun Johanna, die niemand beherrbergen wollte, ihre Wohnung auf. Wenn sie ins nahe Dorf kam, fand sie, der man den Namen "Wechselputt" beigelegt hatte, überall verschlossene Türen.
       Da traf es sich einmal, daß zufällig eine Haustür offen stand. Hastig eilte sie in das Haus und verlange Essen. Die mitleidige Hausfrau verabreichte ihr auch einen Topf Suppe, gab ihr aber keinen Löffel dazu. Als die Wechselputt einen begehrte, legte die Frau ihr einen großen Schöpflöffel hin, womit sie aber nichts anfangen konnte. Darüber erbost verließ sie fluchend das Haus.
       Drei Tage darauf fand man sie erfroren im Zechenhause. An der Stelle, wo ihres Vaters Haus gestanden haben soll (bei Nr. 63), will man von Zeiz zu Zeit in der Dämmerstunde einen Mann mit einer Bergmannslampe gesehen haben, der in einer Mulde der Brandstätte in große Töpfe leuchtete und Schätze suchte.
      

Quelle: Ortskunde von 1921; zur Verfügung gestellt von Frau Liesel Repas